nochmal zur Cystinurie...

August 2024

 

 

Cystinurie - wir bekommen keinen Gentest!

 

Die Forschung wurde im Februar 2024 eingestellt

 

 

 

Mit viel Engagement und hohem Einsatz von Geldmitteln und Arbeitsstunden haben diverse Universitäten Forschung zur Entwicklung eines Gentests beim Kromfohrländer betrieben - über mehrere Jahrzehnte hinweg.

 

Prof. Dr. Giger forschte in den USA, in Hannover lief unter Prof. Dr. Distl ab März 2015 ein Forschungsprojekt, dieses verlief leider nach wenigen Jahren im Sand.

 

In Bern hat Prof. Dr. Leeb in den letzten 10 Jahren die Forschungsstudien weitergeführt, viele Doktoranden waren daran beteiligt.

 

Mein Zuchtverein, der VRK, war oft mit Prof. Giger in Kontakt, hat die Forschung in Hannover mitinitiiert und auch mit Prof. Dr. Leeb in Bern hatten wir einen guten, regelmässigen und informativen Austausch.

 

Die letzte Forschungsreihe in Bern mit Start im zweiten Halbjahr 2023 wurde seit Frühjahr 2023 durch einen externen Mitarbeiter verstärkt. Aber auch diese letzte Forschungsstudie mit ca. 200 an Cystinurie erkrankten Rüden und mehr als 80 gesunden Rüden konnte keine Resultate liefern.

 

Im Vorfeld dieses letzten Anlaufes bei der Forschung nach dem Gentest für Cystinurie rumpelt es wieder einmal aufs Neue in der Kromfohrländer-Welt.

 

Wieder kamen die alten Pauschalargumente aus der Mottenkiste:

 

Cystinurie kommt ja selten vor, COLA-Test gilt nicht, Sedimentprüfung reicht, nein, wir müssen nicht kastrieren und hurra, der PP-Test ist easy und ist aussagekräftig. Nein! Alles Nonsens!

 

 

 

Die Forschung zum Gentest für Cystinurie für den Kromfohrländer und den Irish Terriern wurde im Frühjahr 2024 abgeschlossen. Ohne Resultat.

 

Hart für uns alle, bitter auch für die Wissenschaft, die so viel möglich gemacht hat, um hier den Gentest zu finden.

 

 

Ein grosses „Merci vilmol“ an Prof. Dr. Giger für all seine Arbeit, auch an Prof. Dr. Distl natürlich, im speziellen aber an Prof. Dr. Leeb für seine wertschätzende Kommunikation und für seine Geduld und die Zeit.

 

Zitat Prof. Dr. Leeb:

 

"Es liegt in der Natur der Forschung,

dass nicht jedes Forschungsprojekt zum Erfolg führt."

 

 

 

Es ist bitter, aber genau so ist es, man muss es akzeptieren.

 

 

Für den VRK ändert sich nichts an den Zuchtlenkungsmaßnahmen:

 

Es wurde immer schon der COLA-Test
mit pH-Wert und Sediment-Bestimmung
bei allen Zuchtrüden verlangt - aktuell vor jedem Deckakt.

 

Auch einzig in der Kromfohrländer-Welt:

 

Bei der ersten VRK-Sichtung im Alter von 18-24 Monaten
legt der Rüde einen aktuellen COLA-Test vor.

 

So versteht der VRK verantwortungsvolle Zucht.

 

 

Eine pH-Wert-Bestimmung in Kombination mit einer Sedimentprüfung reicht NICHT aus, um die Stoffwechselerkrankung zu erkennen. Sie finden auf der Website des VRK viele Infos zum Thema.

 

Einen ProteinProvokationsTest beim Rüden durchzuführen, halte ich für verwerflich. Einem Rüden wissentlich eine spezielle Art von Futter zu füttern um eine Steinbildung zu provozieren, widerspricht meiner Vorstellung von Zuchtethik.

 

Zudem, dieser PP-Test ist wissenschaftlich nicht geprüft und validiert. Es gibt keine Langzeitstudien und kein sehr breites Feld an Probanden. Es ist eine Arbeitshypothese und nicht mehr. Sich darauf zu verlassen, ist schon sehr wagemutig.

 

Und: mit dem Test wird keine Amino-Säure erfasst, es wird nicht festgestellt, ob Cystin im Übermaß durch den Urin ausgeschieden wird. Das ist DIE Diagnosemöglichkeit für Cystinurie.

Wer hier wegschaut, ignoriert die Fakten und präferiert den möglichen Zuchteinsatz der Hunde höher als das Wohl der Rasse und auch höher als die Gesundheit des einzelnen Hundes.

 

Ein Gentest für Cystinurie beim Kromfohrländer wäre so ein Segen gewesen, vorbei die unsäglichen Diskussionen und Mutmassungen, Verschwörungstheorien und Begründungen, warum man der Erkrankung nicht seriös auf den Grund gehen möchte.

 

Nun ist es so gekommen, wie schon seit Jahrzehnten befürchtet: kein Gentest für uns – es bleibt beim COLA-Test. Gottseidank haben wir wenigstens diesen! Dank der Forschung von Prof. Giger haben wir hier ein Diagnoseinstrument, was geprüft und verifiziert ist.

 

Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und manchmal seufzt man tief, wenn man immer noch, auch 2024, zum gefühlt 39059x erklären muss, WARUM der COLA-Test gilt und wie er zu befunden ist.

 

Schlimm ist, dass es immer noch, auch heute – mit dem freien Informationsangebot im Internet und sovielen Texten, Erfahrungsberichten und klarer Information aus guten und seriösen Quellen – Kromfohrländer-Rüden-Besitzer gibt, die null Ahnung haben, dass es eine Erkrankung gibt mit so einem komischen Namen. Ein wenig Recherche fördert so viel an Informationen zu Tage…

 

Und schlimm, dass Züchter Würfe planen mit ungetesteten Rüden und auch die Rüdenkäufer dann nicht informieren. Sträflich.

 

Wie immer: man findet viele Informationen zur Cystinurie (und mehr) hier auf meiner Website und auch bei meinem Zuchtverein, dem VRK.

 

Wer sich informieren will, kann das. Wer die Fakten zu Cystinurie ignoriert, möge das bitte seinem Rüden selber erklären und ihm dabei in die Augen schauen.

 

Nicht alle Kromfohrländer, welche an Cystinurie leiden, bilden auch Cystinsteine. Zum Glück!

 

Aber: es ist keine Aussage möglich, ob der Hund im Laufe seines Lebens Cystinsteine bilden wird. Hier einfach zuzuwarten und auf gut Glück zu hoffen, ist gefährlich und kann den Rüden das Leben kosten.

 

Cystinsteine bilden sich unbemerkt, können von jetzt auf gleich die Harnröhre verschliessen, die Blase von innen aufschlitzen – es gab Todesfälle aufgrund dieser Erkrankung.

 

Es muss zur Norm werden, dass man einen unkastrierten Kromfohrländer-Rüden mittels COLA-Test abklärt.

 

Der Test gehört beim erwachsenen potenten Rüden zur Gesundheitsvorsorge. Ganz einfach.

 

Und wenn die Werte klar eine Cystinurie aufweisen (und das kann der COLA-Test leisten und nein! hier ist eine Diskussion darüber, ob es so ist, einfach müssig, irgendwann ist gut, die Geduld ausgeschöpft. Es ist so! Punkt!), dann hilft die Kastration.

Die Stoffwechselerkrankung kommt zum Erliegen und der Rüde hat keine Gefahr mehr, dass es zur Steinbildung kommt.

 

Eine Kastration macht man nicht leichtfertig, sie birgt Risiken und hat Auswirkungen auf diverse andere Gesundheitsthemen (Krebs, Kreuzbandriss u.m.). Wenn sie medizinisch indiziert ist, kommt man aber nicht drum rum. Auch hier: ist so.

 

Cystinurie ist in der Rasse der Kromfohrländer manifest. Das Wissen darum liegt seit 2011 auf dem Tisch und seither kamen viele neue Erkenntnisse dazu. Schlimm, dass einige Zuchtvereine auch 2024 keine korrekten Zuchtlenkungsmassnahmen getroffen haben. Unverständlich!

 

Aber: jeder Verein wird durch seine Mitglieder definiert und demokratisch geführt. Und jeder Rüdenbesitzer kann selber aktiv werden.