Mehr Sachlichkeit!
Achtung: ein langer Text... Ich freue mich über jeden, der den Text ganz liest.
Für die Ungeduldigen hier die Zusammenfassung:
Reinrassige Zucht? Nein! Geht nicht mehr.
Der Weg zum Kromfohrländer und für den Kromfohrländer führt nur übers Einkreuzen: back to the roots.
Und hier in der ausführlichen Form:
Ist der schiefe Turm von Pisa wirklich schief? Schon oder? Man sieht es gut und keiner kann leugnen, dass dieser Turm nicht gerade steht.
Wenn Sie eine Schüssel mit Vanilleeis auf den Tisch stellen und 1 Stunde später nachschauen – was wird passieren? Dafür braucht man kein Diplom fürs Hellsehen – das Eis ist geschmolzen und Sie haben noch eine dickliche Sauce in der Schüssel.
Alles logisch?
Warum ist es bei solchen Themen so einfach, Fakten zu sehen und anzuerkennen und beim Thema Hundezucht geht erst der Puls hoch, dann wird die Nebelmaschine angestellt und der Köcher mit den Giftpfeilen wird aus dem Schrank geholt?
Hier werden Fakten nicht anerkannt, Begründungen und Ausreden werden mit hohem Einfallsreichtum in die Runde geschmissen und die Bühne der Sachebene ist schnell verwaist, während sich auf dem Tanzboden der emotionalen Ebene die Leute die Köpfe einschlagen…
Lassen Sie uns doch den Kromfohrländer einfach mal nüchtern anschauen. Nein, nicht IHREN Hund! Auch nicht meinen.
Sondern einfach einen „fiktiven“ reinrassiger Kromfohrländer.
Sie können die Steinschleuder getrost weglegen. Wir wollen das sachlich anschauen.
Emotionen „off“!
Spot an!
Der reinrassige Kromfohrländer wird seit fast 80 Jahren gezüchtet, seit fast 70 Jahren ist die Rasse FCI anerkannt. Es ist eine geschlossene Zuchtpopulation, die auf 3 Ausgangstieren fusst. Schon alleine dieser Fakt – Inzucht lässt grüssen!
Wo stehen wir denn, 80 Jahre nach Beginn dieser Rasse?
Der reinrassige Kromfohrländer ist bedingt durch die wenigen Ausgangstiere und das stetige Rühren im immer gleichen „Zucht-Suppentopf“ genetisch sehr verarmt. Sein Durchschnitt bei der genetischen Varianz liegt bei Werten irgendwo zwischen 25-26%. Der Durchschnitts-Rassehund weist Werte um die 34% auf, der Durchschnitt-Mischling hat Werte von ca. 43%. Alles nachprüfbar!
Frau Dr. Sommerfeld-Stur sagt in einem Interview mit Sandra Lindberg im März 2020:
„Die Folgen dieser immer geringer werdenden genetischen Vielfalt ergeben sich einerseits aus der häufigeren Homozygotie von Schadgenen, auf der anderen Seite durch eine Verschlechterung der Anpassungsfähigkeit der Hunde. Gehäuftes Auftreten von genetischen Defekten, erhöhte Anfälligkeit gegen Infektionserkrankungen, aber auch Unverträglichkeiten, Autoimmun-erkrankungen, Krebserkrankungen, verringerte Fruchtbarkeit, reduzierte Lebenserwartung sind die zum Teil ja schon unübersehbaren Folgen.“.
Der Kromfohrländer hat eine stark verarmte genetische Vielfalt. Das ist ein Fakt, der leicht überprüft werden kann.
Nicht nur Frau Dr. Sommerfeld-Stur erwähnt den Kromfohrländer in ihrem Buch „Rassehundezucht“ als Beispiel für eine Rasse, die genetisch gesehen mit dem Rücken zur Wand steht.
Auch Helmuth Wachtel warnte schon 2008:
"Da der Kromfohrländer nur von sehr wenigen Hunden abstammt, ist der Inzuchtkoeffizient sehr hoch.
Inzwischen ist wegen der Erweiterung des Genpools die Einkreuzung einer ähnlichen Rasse diskutiert worden, doch soviel ich weiß nicht beschlossen worden, da dies aus Gesundheitsgründen (noch)
nicht erforderlich sei.
Ich würde dies dennoch begrüßen, wenn es auch viel Kosten und Mühe macht, da dabei viele Mischlinge produziert würden und erst ab der 5. Generation so gut wie keine Unterschiede zu
reinrassigen Kromfohrländern festzustellen wären.
Dennoch würde dies die Gesamtfitness in der Rasse heben.
Da in letzter Zeit der Druck zur Verbesserung der genetischen Variabilität bei den Hunderassen stark zugenommen hat, ist zu hoffen, dass es doch noch dazu bei den Kromfohrländern kommen wird,
da sonst mit einer weiteren laufenden Abnahme der genetischen Vielfalt gerechnet werden müsste."
(© Dr.
Helmut Wachtel, 4. Dezember 2008)
Prof. Dr. Achim Gruber erwähnt den Kromfohrländer ebenso in seinen Büchern und Referaten als Rasse, die mit den Folgen der Inzucht kämpft.
Diverse Fachleute warnen seit Jahren!
Und was passiert in der Kromfohrländer Welt? Man streut Glitzerstaub und schaut in die andere Richtung.
Jedwelche Berichterstattung, die sich mit den gesundheitlichen Problemen und/oder mit den Wesensproblemen der Rasse beschäftigt, wirft hohe Wellen. Sofort werfen sich Kromfohrländerbesitzer schützend vor den vermeintlich angegriffen Kromi und behaupten: stimmt alles so nicht!
Sie sehen in der Sachkritik einen Angriff auf ihren persönlichen Schatz, auf ihren geliebten Kromfohrländer und damit können viele schlecht umgehen.
Sie wissen zwar, dass ihr eigener Kromfohrländer wesensmässig nicht wirklich ausgeglichen ist. Sie kennen kranke Geschwister oder vielleicht ist ihr eigener Kromi auch nicht ganz gesund. Ja gut, aber kranke Hunde gibt es doch überall? Sie wissen, dass im Stammbaum ihres Hundes dieselben Hunde auftauchen, aber so genau will man das ja nicht wissen?
Also alles Fakenews?
Der Kromfohrländer weist nach 80 Jahren Zucht einen sehr hohen Inzuchtfaktor auf, die Genvielfalt ist stark verarmt. Das macht den Weg frei für viele Erkrankungen.
Zudem sind Krankheiten wie von Willebrand Typ I, Cystinurie, Epilepsie und div. Auto-Immun-Erkrankungen (oft Polyarthritis) in jeder Zuchtlinie zu finden. In jeder!
Arthrose und Herzerkrankungen kommen dann noch dazu.
Jeder Zuchthund bringt die Anlagen für diese Erkrankungen mit, sie liegen in seinem Gengut verankert. Und es wird dann kombiniert mit einem Verpaarungspartner, der genau diese Anlagen auch
mitbringt.
Der reine Wahnsinn…
Wenn man auf dieser Schiene weiterfährt wie bis anhin - führt der Zug wohin? Richtig. Aufs Abstellgleis. Da stehen wir jetzt schon.
Frei nach der Deutschen Bahn – wer weiss, wo sie ankommen und wann…
Die Bestrebungen sollten dahin gehen, dass man den Kromfohrländer aus dem genetischen Jammertal rausholen kann. Das gelingt NUR! Mit dem Einkreuzen. Nur mit einer Genvielfalt, die von aussen kommt, kann man die Rasse überhaupt langfristig bewahren.
Auch dies: ein Fakt!
Die Diskussionen über Qualzucht sind in den letzten Jahren in Gang gekommen. Gut so!
Aber es sind nicht nur die Möpse, die keine Zukunft haben. Nicht nur die Schäferhunde mit ihren Froschbeinen oder die Dackel mit ihren kurzen Beinen.
Dem Kromfohrländer sieht man von aussen nicht an, dass er kein gesunder Hund ist. Die Definition von Qualzucht können Sie sich selbst erarbeiten.
Qualzucht ist dann gegeben, wenn dem Hund durch die Zucht Leid widerfährt und man das in Kauf nimmt.
Die Krankheitsquoten beim Kromfohrländer liegen klar sehr sehr hoch. Auch das: nachzuprüfen in den Gesundheitsstatistiken des standardgebenden Vereines.
Und für die Kromfohrländer-Kenner: machen Sie in Ihrem Kromfohrländerumfeld eine ehrliche Analyse, sie werden schnell sehen, dass Ihnen spontan doch einige Kromis einfallen, die nicht gesund sind.
In der Zuchtordnung des VDH Zuchtvereines steht bei den Zuchtlenkungsmassnahmen geschrieben, dass im Regelfall einer Verpaarung zugestimmt werde, wenn für den geplanten
Wurf der Inzuchtkoeffizient (IK) über fünf Generationen (UrUrUr-Großeltern) den Wert von 2,95 % nicht übersteigt und die Elterntiere bis zur zweiten Generation keine gemeinsamen Ahnen haben.
Bis zur zweiten Generation!!
Und in der Tat – mitterlweile können Sie im Internet jede Verpaarung simulieren und Sie sehen anhand des Stammbaumes, wie nah verwandt die Hunde sind. Gleiche Ahnen schon in der dritten Generation sind oft die Norm. Da kann doch dabei nichts Gesundes dabei rauskommen.
Es könne keine Inzuchtdepression nachgewiesen werden, sagen die Verfechter des Reinrassigkeits-Prinzips beim Kromfohrländer.
Ächz… alle Fakten sind da und liegen vor uns.
Wenn wir hier weiterhin das Licht ausschalten und die Diskussion verweigern, schaden wir dieser Rasse.
Ich kann mit gutem Gewissen keine Hunde züchten, wenn ich weiss, dass die Welpen genetisch verarmt sind, wenn ich weiss, dass mind. ein Drittel des Wurfes im Laufe des Lebens erkranken wird und dass die Hunde im Schnitt weniger als 12 Jahre alt werden.
Viele Kromis leiden schon im mittleren Alter an Krankheiten, die eine grosse Einschränkung für die Lebensqualität bedeuten.
Wer verantwortet dies? Was rechtfertigt das Leid der Hunde und der Besitzer?
Sie haben einen FCI Stammbaum im Hundeordner – prima! Aber was nützt ihnen dieser, wenn ihr Hund leidet? Und Sie mit ihm?
Mehr Sachlichkeit bitte für den Kromfohrländer! Schauen Sie hin, alle Fakten sind für Sie leicht recherchierbar.
Sie können unseren fiktiven Kromfohrländer auch auf den Kopf stellen –
wenn Sie den Faktencheck machen, kommt nichts anderes dabei heraus als die Kernessenz:
eine wunderbare Rasse, aber genetisch verarmt, mit diversen Erkrankungen manifest im Erbgut, ohne Zuchtlinien, die frei sind für div. Erkrankungen und mit einem oft schwierigen Wesen (und
ja, das hängt auch mit dem Genverlust zusammen).
Es ist eine Rasse, in welcher es nicht möglich ist, mit reinrassigen Verpaarungen dem Genverlust entgegenzuwirken. Es kann nicht gelingen, gesündere Kromis zu züchten. Eine geschlossene
Population bleibt geschlossen.
Bei aller seriöser Zuchtplanung kommt man nicht auf „bessere“ Zuchtresultate.
Auch mit sämtlichen Methoden der Wissenschaft (Gentests und Genanalysen) nicht.
Denn der reinrassige Kromi ist immer, was er ist: genetisch verarmt mit krankheitsbelasteter Verwandschaft. Jeder Kromi ist so.
Man kommt nicht aus dem Knick! Und nein, auch nicht mit punktuellem Einkreuzen und Rückkreuzen.
Hunde mit Kromfohrländeranteil von knapp 90% und drüber bringen die gleichen Baustellen mit wie ihre reinrassigen Kollegen.
Was tun? Der Weg führt wie bei „Mensch ärgere Dich nicht“ zurück zum Start: wo alles begann beim Kromfohrländer…
Eine Verpaarung mit einem Mischling. Der Kromfohrländer war nie ein Rassehund und ist es heute noch nicht. Back to the roots! Wir brauchen eine Genauffrischung, sonst ist die Rasse verloren.
Top geeignete Rassehunde gibt es nicht für die Kromfohrländer-es drängt sich keine Rasse auf, die wirklich überall punkten kann. Im VRK werden Mischlinge im Einkreuzprojekt eingesetzt, in Finnland laufen FCI-Projekte fürs Einkreuzen mit Rassehunden. Die Zeichen wurden erkannt!
Reflexartiges Abwehren von Sachkritik und das Beschimpfen von Personen, die für den Kromfohrländer einstehen und auf die Probleme hinweisen – dies sind altbekannte Verhaltensweisen.
Der Kromfohrländer braucht dringend Hilfe. Das wird seit Jahrzehnten angemahnt.
Das Allerbeste wäre ein Einkreuzprojekt innerhalb des VDH Zuchtvereines in Deutschland - mit der Eintragung der Einkreuzhunde ins Registerbuch und mit der Zuchterlaubnis für die Registerhunde.
2024 sind wir weit davor entfernt.
Der Wille zur Veränderung ist nicht da – wir geben die Hoffnung aber nicht auf. Dranbleiben!
Und bis dahin: verantwortlich züchten!
Das heisst beim Kromfohrländer:
keine reinrassigen Welpen und keine Welpen mit einem hohen Kromfohrländer-Anteil.
Keine Zuchtlenkungsmassnahmen der Welt können hier eine wirkliche Verbesserung für die Hunde erreichen.
Damit das anders werden kann, müssen wir erst zurück an den Anfang, wenn’s besser werden soll…