Wurden die Eltern Ihres Kromfohrländer-Welpens vor dem Wurf aktuell gesundheitlich untersucht?
da gehen Sie davon aus? haben Sie das abgeklärt?
Wer Hunde züchtet, übernimmt eine grosse Verantwortung. Jeder Züchter ist eigenverantwortlich und kann, egal welche Regelwerke der Zuchtverband, der er angeschlossen ist, hat, selbstständig dazu beitragen, dass die Zucht bestmöglich abgesichert ist. Er kann mehr tun, als er müsste.
Bei der Rasse der Kromfohrländer sind die Bedingungen sehr schwierig. Die Rasse hat ihren Ursprung vor fast 80 Jahren, fusst auf drei Tieren und hat demzufolge einen hohen Inzuchtgrad. Die genetische Varianz liegt aktuell bei ca. 26%, ein sehr schlechter Wert, verglichen mit dem Durchschnitts-Rassehund von ca. 34% und dem Durchschnitts-Mischling von ca. 43%.
Genetische Untersuchungen belegen zudem, was die Genvielfalt-Prozentangabe schon beweist: auch bei den DLA-Haplotypen hat der Kromfohrländer innerhalb seiner Population mit gerade mal 5 verschiedenen Haplotypen extrem wenig an Genmaterial zur Verfügung.
Es gibt bei der gesamten Hundepopulation knapp 300 Haplotypen, die meisten Rassen haben 7 verschiedene Haplotypen ( der Rhodesian Ridgeback hat z.B. 10, der Leonberger 9).
Viel mehr an „Beweisen“ braucht es nicht, wir haben eine enggezüchtete Rasse mit sehr tiefer Genvielfalt, dementsprechend hoch ist auch der Anteil an erkrankten Hunden.
Der verantwortungsbewusste Züchter und mit ihm der Zuchtverein arbeiten mit dem Mehr-Säulen-Prinzip:
- ehrliche und nachhaltige Ahnenforschung bei den Gesundheitsthemen der Verwandtschaft
- Nutzung der vorhandenen Gentests
- Aktuelle Gesundheitschecks der Zuchthunde
- Einbezug des Wesens der Zuchthunde
Ein Wort zur Ahnenforschung:
Der oft gehörte Satz: "Ja bei einem Mischling weiss man ja nichts"… ist genau so falsch wie die Aussage: beim Rassehund können wir alles nachverfolgen.
Im VRK sind Mischlinge in der Zucht, wo Eltern, Geschwister und weitere Ahnen bestens bekannt sind. Es gibt auch Mischlinge mit unbekannter Herkunft, ja. Aber es gibt genauso Mischlinge, wo mehr Wissen vorhanden ist als bei manch einem Rassehund.
Bei Rassehunden weiss man zwar aus der Ahnentafel, wie die Eltern und Geschwister heissen, aber das sagt noch nichts über die Gesundheitsthemen aus. Hier liegt sehr oft viel im Argen, Erkrankungen werden nicht gemeldet, nicht nachgefragt, sind nicht transparent. Bei Fremdrassen liegt die Schwelle noch höher, hier an Infos zu kommen ist oft sehr sehr schwierig.
Zurück zur Zuchtplanung:
Ahnenforschung – genetische Tests (es gibt mittlerweile einige Anbieter von solchen) und natürlich ein soziales, freundliches Wesen, dies sind Grundbedingungen, die erfüllt werden müssen vor einem Wurf.
Und die aktuellen Gesundheitschecks?
Hier gibt es grosse Unterschiede bei den Zuchtvereinen und es führt immer wieder zu Erstaunen.
„Ja, davon gehe ich doch aus!“ hört man, wenn man Welpenkäufer fragt, ob die Elterntiere aktuell vor dem Wurf diverse Gesundheitsuntersuchungen gemacht haben.
Tja… still ruht der See… - schauen Sie genau hin!
Das Fazit nach kluger Recherche für die Schnell-Leser:
mehrfache aktuelle Gesundheitschecks vor jeder Verpaarung sind nicht die Regel – sie finden sich nur beim VRK. Die meisten gesundheitlichen
Abklärungen bei Rüde und Hündin - in grosser Bandbreite – finden sich beim VRK.
Bei anderen Zuchtvereinen passiert nach der Körung nichts mehr! Die Zuchttiere müssen keine gesundheitlichen Checks mehr bestehen.
Machen Sie den Faktencheck!
Eigentlich sollten die Vorgaben gemäss der Zuchtordnung des VRK der Mindeststandard sein für eine seriöse Zucht. Dass man Hunde vor einer Verpaarung nochmal prüft, ist doch eigentlich selbsterklärend. Dass man alle Gentests nutzt, die es gibt, müsste klar sein. Und dass man die Augen checkt und den COLA-Test macht in unserer Rasse, sollte auch keine Diskussion mehr wert sein.
Ist es aber doch… unglaublich und leider…
Jetzt aber im Detail:
Es gibt aktuell in Deutschland drei Zuchtvereine für den Kromfohrländer.
Ich bin dem VRK angeschlossen, hier schreibt die (zu recht strenge) Zuchtordnung vor, dass der Zuchthund aktuell vor JEDER Verpaarung neue Gesundheitschecks vorzulegen hat.
Eine Grundlage für die Zuchttauglichkeit ist für Rüde und Hündin ein ausführliches Gen-Profil, beim VRK jenes von MyDogDNA. Es werden mehrere Erkrankungen punkto Genstatus abgefragt. Dieses
Profil gilt logischerweise lebenslang.
Der Rüde hat für den Erhalt der Zuchttauglichkeitsbescheinigung bereits einen COLA-Test (inkl. pH-Wert Best. u. Sed.unt.) vorlegen müssen.
Es kommen dazu:
- bei der Hündin ein aktuelles Blutbild mit Schilddrüsenprofil und eine DOK-Augenuntersuchung.
- Der Rüde macht ebenfalls die DOK-Augenuntersuchung und bringt einen aktuellen COLA-Test inkl. pH-Wert Bestimmung und Sedimentuntersuchung mit.
Das heisst: Bei jedem Wurf aus dem VRK Einkreuzprojekt werden die Elterntiere aktuell untersucht.
Die hereditäre Katarakt kommt beim Kromfohrländer oft vor und kann sich innerhalb von Monaten ausprägen. Daher: Check vor jedem Wurf.
Die Blutwerte können klare Hinweise auf Organprobleme geben, das Schilddrüsenprofil kann eine SDU/AI anzeigen, bevor Symptome auftreten. Check vor jedem Wurf.
Cystinurie ist manifest in der Rasse und die Absicherung durch den COLA-Test ist zwingend. Check vor jedem Wurf.
In Eigenverantwortung haben einige VRK Züchter Ihre Hunde auch mit Röntgen untersuchen lassen, auf ED und HD. Das ist nicht verpflichtend, aber wird gerne empfohlen.
Die VRK Hunde starten also bestens geprüft in jeden Wurf.
Ahnenforschung? Wenn beim Zuchthund ein Elternteil an einer Auto-Immun-Erkrankung erkrankt, erfolgt beim VRK eine Zuchtsperre für den betroffenen Hund.
Wie läuft es anderswo? Ein Vergleich zeigt auf, was nachdenklich macht…
Variante 1:
Der Hund bringt zur Körung einen (nur einen!) Gentest mit - für die Digitale Hyperkeratose.
Der Besitzer belegt, dass dem Hund Blut abgenommen wurde für die Forschung.
Er legt ein Attest vor, dass der Tierarzt den Hund klinisch untersucht hat. Der Tierarzt soll Aussagen treffen zur Augengesundheit (wie? Ohne fachärztliche Untersuchung?) Aussagen zur Orthopädie, u.a. Wirbelsäule und Gliedmassen (wie, ohne Röntgen?) zur allgemeinen Gesundheit (wie, ohne Blutbild?)
Der Hund darf ab 18 Monaten zur Körung, erhält dort die Zuchtzulassung und dann? Freie Fahrt – er wird nie mehr! gesundheitlich untersucht werden müssen für die Zucht.
Der Verein schreibt das nicht vor, viele Züchter verzichten deswegen darauf, einige machen individuelle Checks nach eigenem Gutdünken.
Aber generell bei Variante 1 – nach der Körung schaut niemand mehr genau hin.
Dem Hund fehlen Augenuntersuchungen, Blutbilder, bei den Rüden COLA-Tests – und: diverse Gentests, die es längst gibt für den Kromfohrländer. Die werden aber nicht abgerufen durch den Verein, man risikiert also wissentlich, hier erkrankte Hunde zu züchten.
Die fehlenden Gentests sind die für von Willebrand Typ I, Hyperurikosurie, Degenerative Myelopathie und Progressive Retinaatrophie (prcd-PRA).
Und noch kurz zur Ahnenforschung: darf der gekörte Hund weiter in der Zucht bleiben, auch wenn ein Elternteil eine Auto-Immune Erkrankung hat oder bekommt? Ja!
Kurzfassung für Variante 1: ein Gentest und ein Attest vom Tierarzt, welcher den Hund nur äusserlich untersucht hat.
Das reicht punkto Gesundheitscheck, damit der Hund in die Zucht darf. Es gibt keine weiteren Kontrollen mehr.
Variante 2
Der Hund darf ab 18 Monaten zur Körung. Der Besitzer bringt ein Attest vom Tierarzt, welcher den Hund äusserlich untersucht hat. Auch hier soll der Tierarzt Aussagen treffen über die Augengesundheit, zum Bewegungs-apparat und mehr – was schlicht unmöglich ist ohne fachärztliche Checks und ohne Röntgenbilder z.B.
Im Rahmen dieses Checks wurde ein Blutbild mit Schilddrüsenprofil erstellt. Ebenso wurde eine Urinprobe auf Sediment untersucht.
Eine umfassende Genanalyse weist alle Gentests aus, die aktuell verfügbar sind für den Kromfohrländer, sehr gut!
Hunde der Fremdrasse, die beim Einkreuzprojekt mitwirkt, haben ein HD Röntgen zu absolvieren, ebenso die Kromfohrländer mit Fremdblutanteil dieser Rasse.
Der Hund erhält die Zuchtzulassung – und dann?
Nichts mehr. Der Verein bei Variante 2 empfiehlt zwar bei der Hündin, vor einer Verpaarung ein Blutbild zu machen. Es ist nur eine Empfehlung.
Beim Rüden wird nahe gelegt, im 5. und 7. Lebensjahr eine neue Sedimentprüfung zu machen, da Kristalle im Urin nicht selten zu akuten Beschwerden führen würden, die lebensbedrohlich sein können.
Auch hier: zur Ahnenforschung: darf der gekörte Hund weiter in der Zucht bleiben, auch wenn ein Elternteil eine Auto-Immune Erkrankung hat oder bekommt? Ja!
Aber grundsätzlich: auch bei Variante 2 – nach der Körung erfolgen keine vorgeschriebenen aktuellen Untersuchungen mehr. Es gehen Hunde in die Zucht, welche genau 1x ein Blutbild gemacht haben oder 1x den Urinstatus geprüft haben. Eventuell Jahre vor dem Deckakt...
zum Thema Gentest/Haplotypen ergänzend dieser Artikel...
Das alles ist ernüchternd... Mit dem gesunden Menschenverstand kann man nicht verstehen, warum man die Hunde nicht mehrfach prüft vor dem Zuchteinsatz. Die Frage, warum dies nicht so gehandhabt wird, müssen Sie Ihrem Zuchtverein stellen.
Der VRK hat seit seiner Gründung Antworten gefunden für die hohen Anforderungen, die er an die Zucht und das Einkreuzprojekt stellt. Es geht nur so. Alles andere geht auf Kosten der Hunde und bringt Leid für die Kromis und die Familien.