Das war für die Katz!
Und nicht für den Kromi…
Hundkatzemaus – eine Sendung auf VOX
Ausgabe vom 6.1.2024
Vox strahlt am Drei-Königs-Tag 2024 eine Sendung aus, in der es u.a. um den Kromfohrländer geht. Knappe 7 Minuten Sendezeit – die Kromfohrländer-Community macht seit Tagen Werbung für diesen Teil der Sendung. Man ist gespannt. Und? Fazit?
Das war für die Katz! Und nicht für den Kromi…
Warum? Leider sind in diesen knapp 7 Minuten einige Aussagen komplett falsch, ungenau, Wichtiges fehlt und Falsches wird betont.
Der Faktencheck ergibt ein schräges Bild und man fragt sich schon, wieso die journalistischen Hausaufgaben von der Redaktion so sträflich nicht gemacht worden sind.
Zunächst: was sehr erfreulich ist: Kate Kitchenham sitzt gemütlich mit drei Kromis da – wäre das immer so möglich, dass Fremde mit Kromfohrländern nah Kontakt aufnehmen können, das wäre super.
Wichtig und sehr gut, dass es erwähnt worden ist: Birgit Nothelle, Züchterin und Zuchtwartin im RZV betont, dass es wichtig ist, dass man die Hunde schnell wieder runterholt vom Erregungslevel, sie fahren sich schnell hoch. Sie sollen nicht überdrehen.
Als aktive, sportliche Powerpakete werden sie dargestellt, die Kromis. Sie brauchen Auslastung und sind gerne unterwegs. Ja, das kann man so sagen. Aber es ist nur eine Seite der Medaille. Der Input von Frau Nothelle punkto Ruhe ist viel wichtiger.
Frau Kitchenham erzählt, der Kromfohrländer könne als Familienhund glücklich sein.
Rassekenner schrecken hier auf.
Die Verwendung des Konjunktiv ist richtig, das kann funktionieren, muss aber nicht. Viele Familien haben Probleme mit dem Kromi, seine Sensibilität und sein Bedürfnis nach Ruhe und Ordnung machen
ihn oft zum Kromi Kontroletti – das ist eine grosse Aufgabe für Familien. Nicht immer glückt sie und es gibt definitiv bessere Ratschläge, als den Kromi für Familien zu empfehlen.
Anpassungsfähig sei er – ja, stimmt. Insofern er überall dabei sein kann und man aber grosse Rücksicht auf ihn nimmt. Er läuft nicht einfach easygoing mit. So läuft der Hase, äh, der Kromi, nicht.
Faktencheck: Der Kromfohrländer entstünde der Verpaarung eines Fox-Terriers und einem Grand Griffon Vendéen. Falsch!
Am Anfang der Rasse der Kromis stand definitiv keine Hybrid-Verpaarung.
Der Ur-Peter schaut komplett anders aus als ein Griffon-Vendéen und Nachkommen eines solchen hätten andere Ohren gehabt und auch eine andere Schädelform. Ur-Peter war ein charmanter, gut proportinierter Mischling.
Der Kromfohrländer werde in zwei Haarvarianten gezüchtet, Rauhaar und Glatthaar (die korrekte Bezeichnung wäre hier Langhaar). Dass auch kurzhaarige Hunde fallen, wird nicht erwähnt.
Und im ganzen Beitrag fällt das Wort Trimmen nie. Rauhaariges Haar muss getrimmt werden.
Die beiden gezeigten rauhaarigen Kromfohrländer sind nicht, wie gesagt: „Paradebeispiele für perfekte Kromfohrländer“ – nein - so schauen Kromis aus, wenn sie getrimmt werden müssen.
Das ist keine gute Werbung für die Rasse.
Wieso zeigt man die Kromis nicht korrekt getrimmt? Ohne zottelige Ohren mit langen Zutzeln und viel zu viel totem Fell am Körper?
Züchter anderer rauhaariger Rassen würden ihre Rassehunde nie so vor eine Kamera lassen.
Weiter geht’s mit dem Faktencheck…
Frau Kitchenham erwähnt, dass nur wesensfeste Hunde verpaart werden würden.
Rassekenner dürfen hier in den eigenen Erfahrungen kramen – sie wissen, das ist ein frommer Wunsch.
Die Realität zeigt viele Kromis, die sich nicht von Fremden anfassen lassen, die mit Artgenossen aggressiv-ängstlich motiviert agieren und die ein so zart besaitetes Wesen haben, dass ihnen täglich der Himmel auf den Kopf fällt. Es gibt auch „coole Kromis“, ja, aber die sind nicht die Regel.
Die seltene Rasse habe einen noch sehr kleinen Genpool, sagt Frau Kitchenham.
Ein Genpool einer Rasse ist immer in sich geschlossen. Das Wort noch ist hier fehl am Platz.
Der Genpool ist sehr klein. Der kann auch nicht grösser werden, was das Wort „noch“ impliziert, denn ein Genpool ist geschlossen.
Es ist kein Input möglich ohne das vom standardgebenden Verein so abgelehnte Einkreuzen. Die Genvielfalt bleibt sehr sehr klein.
Es werde bei der Verpaarung genau auf die Ahnentafel geschaut.
Wir konsultieren die Zuchtordnung des RZV, hier die Zuchtlenkungsmassnahmen, beschlossen im November 2018, Punkt 5: u.A. steht:
Im Regelfall kann einer Verpaarung zugestimmt werden, wenn für den geplanten Wurf der Inzuchtkoeffizient (IK) über fünf Generationen (UrUrUr-Großeltern) den Wert von 2,95 % nicht übersteigt und die Elterntiere bis zur zweiten Generation keine gemeinsamen Ahnen haben.
Bis zur zweiten Generation keine gemeinsamen Ahnen? Und das bei einer Rasse, die so stark von Inzucht betroffen ist? Das ist genau hinschauen?
Frau Kitchenham sagt: es werde regelmässig Blut genommen, um rassespezifische Krankheiten und Inzucht zu vermeiden.
Es werde regelmässig Blut genommen? Dies passiert nur bei den Kromis, die zur Körung vorgestellt werden.
Kann man das als regelmässig bezeichnen?
Kromfohrländer, die dem RZV zur Körung vorgestellt werden, müssen Blut spenden
„Für zukünftige Genomanalysen nach dem jetzigen Stand der Wissenschaft“ (Informationsblatt des RZV für die Gesundheits-untersuchung zur Körung und Blutentnahme durch den Tierarzt
Stand: 25.01.2022).
Die Blutproben werden eingelagert und was und ob untersucht wird und welche Krankheiten hier mit einer späteren Zuchtlenkung bekämpft werden möchten, steht in den Sternen.
Fakt ist: für die Körung wird der Kromfohrländer mit einem Attest eines Tierarztes vorgestellt, der nur äusserlich den Hund untersucht hat. Er soll aber Aussagen treffen zur Wirbelsäule, zu
Gelenken und Gliedmassen, was ohne Röntgen z.B. schlicht unmöglich ist.
Auch die Augen werden z.B. nur angeschaut, es erfolgt keine Untersuchung durch den Facharzt, welcher Aussagen zu vorhandenen und evtl. erblichen Krankheiten treffen könnte.
Zur Körung wird ein einzelner Gentest verlangt (Digitale Hyperkeratose). Die restlichen Gentests für die Rasse sind nicht vorzulegen.
Es werde Blut genommen, um Inzucht zu vermeiden.
Inzucht vermeiden?
Die Inzucht beim Kromfohrländer ist manifest! Die Genvielfalt ist gering, im Vergleich mit anderen Rassen sind die Werte gravierend tief.
Fachleute warnen schon lange. Dr. Helmut Wachtel machte bereits 2008 folgende Aussage:
"Da der Kromfohrländer nur von sehr wenigen Hunden abstammt, ist der Inzuchtkoeffizient sehr hoch.
Inzwischen ist wegen der Erweiterung des Genpools die Einkreuzung einer ähnlichen Rasse diskutiert worden, doch soviel ich weiß nicht beschlossen worden, da dies aus Gesundheitsgründen (noch)
nicht erforderlich sei.
Ich würde dies dennoch begrüßen, wenn es auch viel Kosten und Mühe macht, da dabei viele Mischlinge produziert würden und erst ab der 5. Generation so gut wie keine Unterschiede zu
reinrassigen Kromfohrländern festzustellen wären.
Dennoch würde dies die Gesamtfitness in der Rasse heben.
Da in letzter Zeit der Druck zur Verbesserung der genetischen Variabilität bei den Hunderassen stark zugenommen hat, ist zu hoffen, dass es doch noch dazu bei den Kromfohrländern kommen wird,
da sonst mit einer weiteren laufenden Abnahme der genetischen Vielfalt gerechnet werden
müsste."
(© Dr. Helmut Wachtel, 4. Dezember 2008)
Der Schweizer Kynologe Hans Räber mahnte bereits vor 2008, dass der Kromfohrländer einen zu hohen Inzuchtgrad habe, Frau Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur erwähnt den Kromfohrländer explizit in ihrem Werk „Rassehundezucht“ als Rasse, die vom hohen Inzuchtgrad betroffen ist und auch im jüngsten Werk von Prof. Dr. Achim Gruber „geschundene Gefährten“ wird der Kromfohrländer als Beispiel genommen für eine Rasse, die von grosser Inzucht betroffen ist.
Eine Studie aus 2021 ist frei verfügbar im www abrufbar:
Bannasch et al 2021. The effect of inbreeding, body size and morphology on health in dog breeds. Canine Medicine and Genetics 8:12. https://doi.org/10.1186/s40575-021-00111-4.
Hier wird der Kromfohrländer gelistet mit einem extrem schlechten genetischen Inzuchtkoeffizienten, man darf gerne vergleichen mit den anderen Rassen, die aufgeführt sind. Gruselig!
Alles nachprüfbar, alles gut recherchierbar für den, der Interesse hat.
Die Sendung ist beim Faktencheck durchgefallen, unfassbar, was man in knapp 7 Minuten an Falschem und Halbwahren zeigen kann.
Schade für die Zeit der Züchterin, die trotz der ganzen Arbeit mit einem aktuellen Wurf für das Fernsehteam da war.
Schade für die, die Interesse am Kromfohrländer haben und zugeschaut haben und schade für den Krom-fohrländer: wieder eine Chance verpasst!
Der Kromfohrländer ist eine so tolle Rasse, aber mit grossen Baustellen bei Wesen und Gesundheit.
Das, was den Kromi so einzigartig macht, kam nicht zur Sprache:
er will der Seelenpartner seiner Familie sein. Er schenkt uns sein Herz und sich selber mit Haut und Haar.
Nein, natürlich kann man im Rahmen einer solchen Sendung nicht alles reinpacken. Logisch.
Aber - Sätze wie:
Der Kromfohrländer ist stark von Inzucht betroffen.
Es gibt in Deutschland insgesamt 3 Zuchtvereine, zwei davon führen ein Einkreuzprojekt für den Kromfohrländer.
Ein rauhaariger Kromfohrländer muss getrimmt werden, das kann man selber lernen oder man geht zum erfahrenen Groomer.
Kromfohrländer eignen sich aufgrund ihres meist dünnen Nervenkostüms nur bedingt für Familien.
Es sind Hunde, die meist sehr reaktiv sind und dementsprechend eine sichere und umsichtig Führung brauchen. Es sind keine Hunde für Leute ohne Hunderfahrung.
Die Sätze hätten Platz gehabt. Wenn die Redaktion die Recherche ernst genommen hätte.
Hundkatzemaus ist keine Sendung von Bayern alpha - VOX ist ein Privatsender, alles klar, aber man darf trotzdem seine Erwartungen haben.
Vielleicht widmet sich die Sendung mit der Maus mal dem Kromi? Da wäre definitiv mehr zu erwarten.
Der Kromfohrländer - vielschichtig und mit vielen Facetten - eine Rasse zum Verlieben.
Infos finden Sie hier auf meiner Website in Hülle und Fülle.
Und auf der Seite meines Zuchtvereines, des VRK, finden sich ebenso viele Artikel zum Kromi zu allen möglichen Themen.
und als Nachtrag noch: das oben Geschriebene bezieht sich auf den reinrassigen Kromfohrländer.
Die Kromfohrländer aus dem VRK Einkreuzprojekt sind punkto Gesundheit besser aufgestellt, da sie eine sehr hohe Genvielfalt haben - die strenge VRK Zuchtordnung sieht viele Checks im Vorfeld vor.
Was das Wesen der VRK Kromis betrifft: die allerallermeisten können Familie. Und Jubeltrubel. Das ist ein deutlicher Gegensatz zum reinrassigen Kromfohrländer.
Dass die VRK Kromis so sind, wie sie sind, fusst im Einkreuzprojekt meines Zuchtvereines. Mehr Genvielfalt, strenge Selektion auf gutes Wesen und viele Zuchtlenkungsmassnahmen ergeben ein Gesamtpaket, was sehr nah dran ist am Kromfohrländer, aber eben auf stabileren Füssen steht.