alles über Bord was sich bewährt hat!
keine gute Idee!
Da staunt der Fachmann, der Laie wundert sich und der Mensch mit gesundem Menschenverstand macht sich mal einen starken Kaffee…
Die Begründungen, vorhandene Zuchtlenkungsmassnahmen und/oder Gesundheitschecks nicht durchzuführen, werden teils mit akrobatischer Gelenkigkeit gut zu Recht gebogen der Kromfohrländergemeinschaft präsentiert. Dies geschieht aus verschiedenen Richtungen…
Da werden Gentests angezweifelt, die seit Jahren validiert sind und es werden bewährte Labortests ad hoc in den Wind geschossen.
Gerade hat man sich die Augen gerieben bezüglich den Diskussionen zum Gentest für von Willebrand Typ I beim Kromfohrländer. Alles unnötig, der Faktencheck liefert glasklare Antworten.
Dann wechselt die Baustelle, jetzt wird der COLA-Test in Frage gestellt.
Oh Mann...
Der COLA-Test ist ein längst standardisierter zuverlässiger Amino-Säuren-Labor Test. Viele Labore bieten diesen seit Jahrzehnten an.
Wer die Erkrankung Cystinurie verstanden hat, weiss, dass ein erhöhter Cystinaustoss über den Urin ein klares Symptom, ein Indiz, ein BEWEIS für die Erkrankung Cystinurie ist.
Ein gesunder Hund verstoffwechselt die Amino-Säure Cystin übers Blut und nur ganz wenig wird über den Urin ausgeschieden.
Ein an Cystinurie erkrankter Hund scheidet Cystin im Übermass über den Urin aus. Entweder ist das Cystin löslich und wird durch den COLA-Test erfasst oder es ist als Sediment in der Sedimentprüfung des Urines erfassbar. Zum COLA-Test gehört zwingend immer eine pH-Wert und Sedimentbestimmung.
Die Cystinsteinbildung ist ein zweiter BEWEIS für die Cystinurie.
Ein erhöhter Cystinwert im Urin und Steinbildung – das sind zwei paar Schuhe! Aber beides sind BEWEISE – ich schreibs nochmal so deutlich hin – für eine bestehende Cystinurie.
Wenn nach fast 20 Jahren der Forschung an verschiedenen Universitäten von renommierten Forschern noch kein Gentest für Cystinurie beim Kromfohrländer gefunden worden ist, liegt das nicht an der Unfähigkeit der Wissenschaft oder der Testmethoden.
Cystinurie ist beim Typ III, der beim Kromfohrländer mutmasslich vorliegt, auf mehreren Genpunkten verortet und das Finden eines Gentests ist sehr sehr schwer. Beim Kromfohrländer macht der hohe Inzuchtgrad die Aufgabe nicht leichter.
Wenn man neue parallele Wege in der Forschung gehen will, kann man das gerne tun, vielleicht ist man ja erfolgreich?
Zeitgleich aber altbewährte und wissenschaftlich geprüfte Testmethoden absolutistisch zu ignorieren, davon sogar abzuraten – das ist unseriös.
Für einen neuen Urintest, welcher sich ausschliesslich mit dem Thema Steinbildung befasst – liegen keine wissenschaftlichen Studien vor. Er wurde von einer Privatperson erfunden, welcher als freier Mitarbeiter an einem Forschungsprojekt mitwirkt. Es wurde nichts publiziert. Es gibt keine Langzeituntersuchungen dazu, über die Lebensdauer der Hunde, ob die Aussage: er ist Steinbildner oder nicht- auch wirklich lebenslang zutrifft.
Der Urintest macht keine Aussage, ob im Urin Cystin als Aminosäure vorkommt, das wird nicht getestet. Demzufolge kann auch keine umfassende Aussage getroffen werden über das Vorliegen der Erkrankung, denn ob der Hund lösliches Cystin im Übermass über den Urin ausschüttet, wird nicht getestet.
Es werden als mutmasslich Rüden, die per Definition ein klares Symptom zeigen, also die lösliche Cystinausschüttung über den Urin, mit dem Test nicht erfasst, sie dürfen gemäss diesem Verfahren in die Zucht und verbreiten die Erkrankung weiter. Sie geben die Erkrankung weiter und man hat für die Zucht nichts erreicht und lenkt hier gar nichts.
Wenn dieser Urintest in 10-15 Jahren mittels einer wissenschaftlich fundierten Studie vorweisen kann, dass die Aussage zu 100% stimmt – Steinbildner oder nicht – dann kann man erkrankte Rüden, welche keine Steine bilden, intakt lassen, natürlich dürfen sie nicht in der Zucht eingesetzt werden. Das wäre ein Benefit für Cystinuriker, die nachgewiesenermassen (weil dann validiert und wissenschaftlich geprüft) keine Steine bilden.
Steinbildner sollten schnellstmöglich kastriert werden.
Bis man einen Gentest gefunden hat (und dieser liegt noch in weiter Ferne – Stand Sommer 2023) muss man so oder so zusätzlich zu diesem simplen Urintest den COLA-Test über das Labor machen, denn
nur so wird zuverlässig erfasst, welcher Hund betroffen ist.
Ein Nicht-Steinbildner kann erhöhte Cystinwerte im Urin haben – erfasst mit dem COLA-Test als Aminosäure - demzufolge ist er von Cystinurie betroffen und gehört nicht in die Zucht.
Ein Hund, welcher beim simplen Urintest gut abschneidet, hat deswegen nicht automatisch freie Fahrt.
Diese Sachverhalte sind allen, die sich intensiv seit Jahrzehnten mit der Erkrankung beim Kromfohrländer befassen, glasklar. Für den Laien mag vieles verwirrend sein.
Bevor man Altbewährtes und Aussagekräftiges in den Wind schiesst, braucht man einen zuverlässigen Nachfolger als Test – es gibt – Stand Sommer 2023 – keine Alternative zum COLA-Test punkto Cystinurie.
Auch hier kommen wir wieder zum Punkt: was nützt es, wenn man sich so vehement gegen eine bewährte Zuchtlenkungsmassnahme/gegen einen Gesundheitstest wehrt?
Richtig – die Zuchtlenkung wird leichter, es können mehr Rüden in die Zucht.
Es zählt aber der einzelne Hund – für jeden intakten Kromfohrländer-Rüden sollte der COLA-Test Standard sein in der Fürsorge – eine Cystinsteinbildung kann lebensbedrohend sein. Wieso risikiert man wissentlich die Gesundheit der Hunde?
Ob und wann ein Cystinuriker Cystinsteine bildet, kann aktuell nicht zuverlässig vorausgesagt werden. Es gibt keinen validierten Test, welcher auch mit Langzeitstudien gegengecheckt worden ist.
Man kann gerne parallel zu den bekannten, validierten und gesicherten medizinischen Tests neue Wege in der Forschung gehen. Wenn diese dazu führen, dass man irgendwann geprüfte neue Testmethoden hat, die auch die Genetik inkludieren – wunderbar. Dann kann man sich überlegen, mit welchen Methoden man künftig für die Zuchtlenkung und die Gesundheitsvorsorge arbeiten möchte.
Bis dahin ist es gefährlich, unseriös und eine Augenwischerei, wenn man Bewährtes, was Koryphäen in ihren Gebieten über Jahrzehnte erarbeitet haben, vom Tisch wischt.
Schauen Sie gut hin! Das Labor Laboklin hat 2020 ein sehr gut verständliches PDF publiziert, welches klar untermauert, warum der COLA-Test wichtig ist.
Die Universität Bern, die seit Jahren in der Forschung für die Cystinurie beim Kromfohrländer ist, formuliert klar, dass Cystinwerte über 200 den Hund als Cystinuriker ausweisen. Es steht alles geschrieben.
Jeder Kromfohrländerbesitzer darf sich hier selber überlegen, welche Methoden hier für seinen eigenen Rüden die beste Sicherheit bieten.
Und welche Vorgehensweisen denjenigen nützen, die froh sind, wenig zu testen, damit möglichst viele Zuchtkandidaten zur Verfügung stehen, das darf sich jeder selber überlegen…
Und es soll noch erwähnt sein – der Zuchtverein, dem ich angeschlossen bin, der VRK, testet seit 2011 jeden Rüden, der in der Zucht eingesetzt wird. Und dies aktuell vor jedem Zuchteinsatz.
Ebenso werden seit Jahren alle! Rüden bei der ersten Sichtung mittels COLA-Test getestet. So versteht der VRK den vorsorglichen und fürsorglichen Weg für die Kromfohrländer.
Die anderen zwei Zuchtvereine in Deutschland machen es anders. Ein Verein lässt gar nicht testen und steht auch dazu, ein anderer Verein schreibt dazu öffentlich, der COLA-Test wäre verpflichtend für die Zuchthunde (auch für Hündinnen?), wendet diesen aber nachgewiesenermassen nicht an. Seit Jahren nicht. Das sind die Fakten, jeder Verein ist frei in der Entscheidung, was er verantwortbar findet.
Alle Informationen sind frei im www zu finden, man darf sich gerne bei einer Tasse Kaffee oder zwei einlesen zum Thema. Der Faktencheck bringt Klarheit.