die unendliche Geschichte, Teil 49589032

das von Willebrand Syndrom Typ I

Einträge von Juli und September 2023

Juli 2023

 

 

 

Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2023. Zum zigten Mal wird in den sozialen Medien über den Gentest für von Willebrand beim Kromi diskutiert - man könnte verzweifeln...

 

Es wurde schon vor Jahrzehnten von Blutungen beim Kromfohrländer berichtet. Die Vermutung war, dass die Erkrankung von Willebrand ein Thema sein könnte. Nachgeforscht wurde nicht, innerhalb des Rassezuchtvereines wurde zwar darüber im Vereinsheft informiert, man ging dem Thema aber nicht  nach.

 

Derweil gab es in Finnland ansässig eine Firma Genoscoper, welche einen umfassenden Gentest (MyDogDNA) im Angebot hatte. Ab Sommer 2017 wurde für Deutschland und die Schweiz die Erkrankung von Willebrand Typ I beim Kromfohrländer ins Gesamtpaket mitaufgenommen. In Finnland z.B., wo der finnische Kromfohrländerverein fast alle Hunde testen liess, war der Test schon länger frei gegeben (Lizenzgründe).

 

Wir hatten also im deutschsprachigen Raum von 0 auf 100 einen Gentest, der diverse Kromfohrländer als Anlageträger oder Merkmalsträger auswies. Schwarz auf weiss! Von Willebrand ist beim Kromfohrländer manifest, das war jetzt deutlichst als Fakt auf dem Tisch.

 

Ein Segen für die Kromfohrländerzucht - jeder Gentest ermöglicht, dass man eine Erkrankung bekämpfen kann. Mit der richtigen Verpaarung kann man mit viel Geduld und Glück (Epigenetik) die Erkrankung zurückdrängen.

 

Als 2014 der Gentest für die Digitale Hyperkeratose auf den Markt kam, hat der Rassezuchtverein der Kromfohrländer RZV sofort gehandelt und hat ihn verpflichtend gemacht für die Zucht. Ein Erfolgsmodell! Seit 2014 werden keine Kromfohrländer mehr geboren, die an Digitaler Hyperkeratose leiden.

 

Mein Zuchtverein, der VRK, hatte 2017 sofort reagiert und der Gentest MyDogDNA wurde verpflichtend für alle Zuchthunde, er wurde auch für jeden Welpen gemacht, welcher im Verein geboren wurde. Vorher war nur der Gentest für Digitale Hyperkeratose Pflicht.

 

Der Rassezuchtverein RZV hat den so wichtigen Gentest für von Willebrand Typ I beim Kromfohrländer auch per Stand Sommer 2023 nicht verpflichtend gemacht für die Zuchthunde. Es wird in Kauf genommen, dass Kromfohrländer geboren werden, welche zwei erkrankte Gene haben und welche definitiv an dieser Erkrankung leiden. Bei solchen Hunden ist die Blutgerinnung massiv vermindert. Ihr von Willebrand Faktor ist sehr tief.

 

Auch Hunde, welche nur ein erkranktes Gen haben, können eine verminderte Blutgerinnung haben, sie ist aber nicht so vermindert wie bei den Merkmalsträgern.

 

Immer noch wird behauptet, dass der Gentest nicht validiert sei für den Kromfohrländer. Nonsens! Diverse Labore bieten ihn an, er ist nachweislich gültig und schon alleine der gesunde Menschenverstand gebietet hier, dass man stutzig wird, wenn  einem von einem Gentest abgeraten wird. Es gibt Studien, welche die Zusammenhänge zwischen dem Genstatus und dem klinischen Symptom der Blutgerinnung aufzeigen. Wenn man sehen will, sieht man.

 

 

Wenn man den Gentest für von Willebrand Typ I nicht nutzt, dann:

 

  • wird in Kauf genommen, dass erkrankte Tiere geboren werden

 

  • kann ein betroffener Hund nicht korrekt medikamentös behandelt werden, denn es ist nicht bekannt, ob er blutverdünnende Medikamente erhalten darf oder nicht. Man risikiert, einen Hund, welcher ein Problem mit der Blutgerinnung hat, zusätzlich mit einem nicht passenden Medikament zu behandeln.

 

  • wird die Erkrankung, die eh schon sehr verbreitet ist beim Kromfohrländer (fast die Hälfte der Population ist betroffen) stärker verbreitet

 

  • risikiert man, dass Hündinnen bei Geburten, sollten sie Merkmalsträgerinnen sein, massive Probleme haben mit Blutungen

 

  • kann es sein, dass man weibliche Welpen abgibt an Zuchtinteressierte, diese sind ungetestete und darum unerkannte Merkmalsträgerinnen. Diese Hunde sollten als Merkmalsträgerinnen eben nicht in die Zucht, weil eine Geburt ein gesundheitliches Risiko bedeuten kann

 

 

 

 

Cui bono - wem zum Vorteil?

 

 

 

Wenn man den Gentest nutzt, was hat das zur Folge für die Zucht?

 

  • die Verpaarungsoptionen für die Kromfohrländer werden weniger. Viel weniger. Wenn so viele Hunde betroffen sind, fallen knapp 4% weg als Merkmalsträger (man züchtet nicht mit einem erkrankten Hund) und knapp 40% dürfen nur mit Hunden verpaart werden, welche nicht an der Erkrankung leiden. Und da man auch in den letzten Jahren munter verpaart hat, ohne Kenntnis vom Genstatus zu haben, werden die freien Hunde immer weniger.

 

  • beim Kromfohrländer sind die Möglichkeiten in der reinrassigen Zucht eh schon stark eingeschränkt. Für die Züchter ist es schwer, geeignete Verpaarungspartner zu finden, da man eine Vielzahl an Auswahlkriterien einrechnen muss. Die Zuchtplanung wird noch schwieriger.


Wenn man den Gentest nutzt, was hat das zur Folge für die Hunde?

 

  • es werden keine Merkmalsträger mehr geboren

 

  • Aus der Kombi Anlageträger x frei können sowohl freie wie auch Anlageträger Hunde zur Welt kommen. Man verschlimmert nichts und im Idealfall gehen vermehrt die freien Hunde in die Zucht.

  • Hat man Kenntnis über den Genstatus, kann man bei Anlageträgern darauf achten, dass sie keine blutverdünnenden Medikamente bekommen, damit der mutmasslich geringere Gerinnungsfaktor nicht zusätzlich sinkt.

 

 

Es profitiert der Hund - schwerer hat es nur der Mensch, denn es gibt mehr Schwierigkeiten in der Zuchtplanung. Eine gute und bedachte Zuchtstrategie hat das Wohl der Hunde im Fokus!

 

Und was sollte jetzt der richtige Ansatz sein? Das darf jeder für sich selber entscheiden. Und jeder Züchter kann selbstständig, ohne Vereinsdruck, den Gentest für seine Hündin machen und ihn beim Deckrüden verlangen. Hier kann jedes Vereinsmitglied selber aktiv werden.

 

 

 

Zur Vertiefung:  es finden sich hier auf dieser Website drei Artikel zum Thema, ergänzend empfiehlt sich die Lektüre.

 

 

Artikel 1

 

Artikel 2

 

Artikel 3

 

 

Es ist schwer verständlich, warum man immer noch über Fakten diskutieren muss. Es ist schwer verständlich, warum man das Wohl der Hunde nicht im Fokus hat.

 

Die Begründungen, welche geliefert werden, weil man den Test nicht macht, erinnern an:

 

"Ich kann den Aufsatz nicht abgeben, der Hund hat ihn gefressen".

 

Eine faule Ausrede - in Tat und Wahrheit scheut man sich, die Zuchtstrategie noch schwieriger zu machen.

 

Das Ignorieren von Fakten hat noch nie geholfen, bewusst wegsehen ist keine gute Methode. Und Ausbaden? Ausbaden tun's die Kromfohrländer, die doch jedem Züchter und jedem Zuchtverein am Herzen liegen sollten.

 

 

 

Da auch nach über  sechs Jahren der Gentest für von Willebrand immer noch angezweifelt wird und es über den Fakt der Validierung viele Mutmassungen gibt: machen Sie den Faktencheck!

Anbei ein aktuelles Merkblatt von Laboklin.

 

 

Ja, der Gentest ist valdiert!
Gilt der Gentest für das von Willebrand Syndrom Typ I für den Kromfohrländer? ist er validiert?
Laboklin_von Willebrand_Juli 2023.pdf
Adobe Acrobat Dokument 153.1 KB

 

 

 

 

und noch ein Nachtrag:

 

es gibt per Stand Sommer 2023 noch weitere Gentests, die der umsichtige Züchter und Zuchtverein verpflichtend macht beim Kromfohrländer. Auch diese Erkrankungen können sich ausbreiten, wenn man die falschen Hunde miteinander verpaart. Es wird nicht nur der Gentest für von Willebrand ignoriert.

 

Und es gibt weitere Gesundheitschecks, die gemacht werden können - wenn man will! Und wenn man das Wohl der Rasse und der Hunde vor Augen hat.

 

Die Augen zuhalten und hoffen, dass die Probleme verschwinden -
das ist keine gute Strategie!

 

Wie war das noch? Teil 49589033 seufz…

 

 

September 2023

 

 

Im Sommer 2023 hatte der VRK bei Laboklin angeklopft mit der Bitte, in einem Merkblatt das Wichtigste zum Gentest für von Willebrand Typ I beim Kromfohrländer zusammenzufassen und auch auszuführen, dass der Gentest für den Kromi validiert ist und somit gilt.

 

Man wunderte sich zwar bei Laboklin, denn dieser Gentest ist seit 2017 validiert und durchführbar in Deutschland und der Schweiz, aber der VRK erhielt ein PDF zur Publikation (dieses Merkblatt ist hier weiter oben eingefügt). Die Erlaubnis zur Publikation hatte der VRK natürlich eingeholt - das gehört sich so!

 

Wer sich an Fakten orientieren möchte, der kann das. Könnte das schon länger, aber nun denn, zum xten Mal: hier nochmal: schwarz auf weiss...

 

Im PDF von Laboklin wird ausgeführt, dass der Gentest validiert ist, dass Merkmals- und Anlageträger einen verminderten von Willebrand Gerinnungsfaktor haben und dass nachgewiesen worden ist, dass die im PDF erwähnten Symptome bei betroffenen Tieren auch vorkommen.

 

Nun kann man ja schlecht wiederholen: aber der Gentest gilt nicht! Der ist nicht validiert! - das PDF widerlegt es ja glasklar....

 

Was passiert im September?

 

Der standardgebende Zuchtverein in Deutschland kopiert sich dieses PDF ohne Zustimmung der Websiteinhaber von der VRK Website oder von meiner privaten Website – veröffentlicht dieses auf der eigenen Website (Datenschutz? Fragen bevor man Dokumente downloaded und selber postet???) – schon da reibt man sich die Augen und was man dann liest, dass führt dann definitiv zum Kopfschütteln:

 

Screenshot 18.09.2023 - www.kromfohrlaender.de
Screenshot 18.09.2023 - www.kromfohrlaender.de

 

Eine Stellungnahme? Die lautet wie folgt:

 

Man solle sich zum Begriff Validität informieren und diese im Bezug auf den Gentest hinterfragen?

 

echt jetzt?

 

Der Gentest liefere keine Infos zum tatsächlichen Auftreten oder der Stärke der Symptome - meint der Rassezuchtverein.

 

 

Ja genau.  man senkt den Kopf, atmet tief aus und hofft, dass wenn man die Augen wieder aufmacht, das nur ein lustiger Scherz war...

 

oooooohm....

 

 

leider nicht... oh Mann...

 

Natürlich liefert der Gentest keine Aussage zur Stärke der Symptome! Es ist ein Gentest! Er liefert eine klare Aussage punkto dem Erbgut des betreffenden Hundes, ob er das entsprechende Gen hat oder nicht und wenn ja, ob alleine oder doppelt...

 

Ein Symptom z.B. ist der verminderte von Willebrand Faktor. Dies eint die Merkmals- und die Anlageträger. Und hier könnte man - mittels Blutprobe - individuell den Faktor in % prüfen. Wenn man immer noch nicht hinsehen möchte...

 

Blutungen können auftreten, oft ist dies erst in der zweiten Lebenshälfte der Fall. Das wäre dann auch ein Symptom. Eines, von mehreren.

 

Sowohl Merkmals- als auch Anlageträger haben eine schlechtere Blutgerinnung als gesunde Tiere. Das ist ein Fakt! Und bei Operationen kann das schnell problematisch werden. Erst recht, wenn der Hund jahrelang oder immer wieder blutverdünnende Medikamente bekam, welche die Situation noch verschlimmert haben.

 

Wer bei einem Gentest moniert, dass dieser keine klinischen Symptome liefert - der hat die Hausaufgaben nicht gemacht, das Thema nicht verstanden und da sollte man sicherlich keine "Stellungnahmen" veröffentlichen.

 

Es wird weiterhin in Kauf genommen, dass Merkmalsträger für von Willebrand Typ I zur Welt kommen und man handelt hier wissentlich und willentlich. Dies widerspricht guten ethischen Zuchtgrundsätzen und kollidiert mit dem Tierschutzgesetz, welches bezüglich diesem Thema aktuell kontrovers diskutiert wird. Gewisse Kreise schiessen hier übers Ziel hinaus und wollen sogar die Zucht mit Anlageträgern verbieten. Das ist nonsens und illusorisch.

 

Der Segen eines Gentestes ist es, dass man dank seiner Anwendung keine Merkmalsträger mehr im Wurf hat. Und mit strikter Anwendung und guter Zuchtlenkung hat man so vielleicht die Chance, langfristig die Erkrankung aus der Rasse wegzuzüchten. Beim Kromi wird hier wertvolle Zeit verschenkt.

 

Bei der digitalen Hyperkeratose wird genau so seit fast 10 Jahren verfahren... man testet! und sichert so, dass keine erkrankten Hunde zur Welt kommen.

 

Ich gehe davon aus, dass die unendliche Geschichte weiter geht.

 

Ich wünsche der Rasse der Kromfohrländer so sehr, dass Zuchtverantwortliche Fakten anerkennen, Zuchtlenkungen aktiv in die Hand nehmen und die Augen nicht verschliessen. Zwei von drei Zuchtvereinen in Deutschland tun dies punkto von Willebrand seit über sechs Jahren...