Ein Mosaikstein

macht noch keinen Sommer

oder wie war das nochmal mit den Schwalben?

 

„Wieso ist das Brot denn nichts geworden? Ich habe das beste Bio-Mehl genommen, handverlesen, frisch gemahlen… trotzdem ist das Brot ungeniessbar! Es schaut toll aus, aber essen kann man es nicht.“

 

„Hast Du an Hefe, Wasser und Salz gedacht?“

 

„Ui nein, das Salz habe ich vergessen…“

 

 

 

Ein Brot besteht aus vier Komponenten. Vergisst man eine davon, dann wird’s nichts. Da können die anderen Zutaten noch so liebevoll ausgesucht sein. Mehl, Wasser, Salz und Hefe - alle vier Zutaten geben ein Ganzes. Nur drei reichen nicht.

 

 

 

Bei der Hundezucht ist es ähnlich. Zuchtlenkungen und Verpaarungs-entscheidungen fussen nie nur auf einem Thema. Es ist immer ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren, die das Endprodukt zu dem machen, was man anstrebt: ein stimmiges und bestmöglich abgesichertes Zuchtkonzept.

 

Wir gehen jetzt einmal von einem Hund aus, welcher vom Phänotyp her (vom äusseren Erscheinungsbild) dem Zuchtziel entspricht. Alles andere macht keinen Sinn. Deswegen gehts nachfolgend nicht um Aeusserlichkeiten...

 

Gentests?
Ja klar!
Ein seriöser Züchter ist froh um jeden Gentest, denn dieser gibt Sicherheit für die Zuchtplanung.

 

Gesundheitsuntersuchungen,
welche aktuell vor jeder Verpaarung gemacht werden (COLA-Test für den Rüden, aktuelles Blutbild mit Schilddrüsenprofil, DOK-Augenuntersuchung)?
Ja klar! Unbedingt!

 

Ahnenforschung? Klar! Ist nötig!

Wie steht’s um die Verwandtschaft der Zuchthunde beim Thema Gesundheit? Epilepsie und die meisten Auto-Immun-Erkrankungen kann man weder mittels Gentest noch mit Gesundheitschecks beim Zuchthund abklären, da muss die Ahnenforschung her. Wenn die Ahnen bekannt sind, müssen diese Daten einfliessen. Und bedenken Sie, die Ahnen sind auch bei Rassehunden nicht immer greifbar und die Datenlage ist auch da nicht immer transparent. Da weiss man von manchem Mischling mehr als von einem Rassehund.
Wo Autoimmun-erkrankungen und/oder Epilepsie in der 1. Generation der Zuchthunde vorkommen, sollte man auf die Weiterzucht verzichten. Es ist zu gefährlich.

 

Das Wesen?
Logisch: muss geprüft werden. Hat mein Zuchthund (gilt für Rüde UND Hündin) ein Wesen, was ich weitergeben möchte an den Nachwuchs?

 

 

Gentests/Gesundheitschecks-Ahnenforschung-Wesensanforderung

 

 

Es braucht viele Komponenten, damit es gelingen kann. Keine davon darf fehlen.

 

Einzelne Bausteine rauszupicken und damit dann fähnchenwehend loszulaufen, ist Nonsens.

 

Wenn man bestmöglich alle Komponenten in die Planung einbezieht und nach diesem Konzept züchtet, dann bekommt man Welpen, die:

 

Eltern haben, welche mehrfach aktuell durchgecheckt sind und bei denen der Genstatus bekannt ist

 

Grosseltern haben, welche NICHT an Epilepsie oder an einer Auto-Immun-Erkrankung leiden

 

eine genetische Varianz aufweisen, welche über! der des Durchschnitts-Rassehundes liegt (über 34%) -
damit verbunden ist eine bessere Chance, gesund durchs Leben zu kommen

 

ein freundliches und aufgeschlossenes Wesen haben

 

 

 

Der verantwortungsbewusste Züchter stellt die Planung seiner Würfe auf mehrere Standbeine, alle sind wichtig.

Wenn alle Auswertungen des Gentests spitze sind, dafür AI-Erkrankungen in der 1. Generation vorliegen oder die Epilepsierate zu hoch ist bei der Verwandtschaft, da nützt der beste Gentest nichts. Dann ist es eine bittere Pille, aber der Hund sollte nicht in die Zucht.  Verpaarungen sollten nicht gemacht werden, wenn bei beiden Zuchthunden dieselben gesund-heitlichen Themen in der nahen Verwandtschaft bestehen.

 

Der Hund hat eine gute genetische Varianz? aber sein Vater ist krank? ja dann nützt auch die Varianz nichts, dann ist es keine gute Idee, den Hund in die Zucht zu schicken.

 

Alles passt gesundheitlich, aber der Hund ist unsicher, ängstlich und teils aggressiv? auch dann - lassen Sie's bleiben mit der Zucht.

 

 

 

Auch mit diesem Prinzip hat man keine Garantie auf ausschliesslich gesunden Nachwuchs. Die 100% Garantie gibt es nicht. Der Züchter kann aber die Risiken bei der Verpaarung deutlich senken.

Die Eigenverantwortung des Züchters ist gefragt - ebenso die des Verbandes, innerhalb dessen er züchtet.

 

Aber so oder so: fehlt ein Mosaikstein, dann ist das Bild nicht komplett.

 

Wer nach dem Motto züchtet: unter den Blinden ist der Einäugige König, der setzt bewusst Nachwuchs in die Welt, bei dem das Gesamtbild eben nicht passt.

 

Ausbaden wirds der Nachwuchs und die Familien, die hoffnungsfroh ins Hundeabenteuer starten.