Genetische Varianz - Bilanz der Chirsgarten Kromis per Stand 2018
Irene Sommerfeld-Stur benennt in Ihrem Buch "Rassehundezucht" das Problem der Kromfohrländer sehr genau.
Zitat aus dem Buch: "Rassehundezucht" - Prof. Dr. I. Sommerfeld-Stur:
"Eine der betroffenen Rassen (Anmerkung - betroffen vom Verlust der genetischen Varianz) ist der Kromfohrländer.
Diese Rasse ist geprägt durch einen extremen Founder-Effekt, denn alle heutigen Kromfohrländer gehen auf zwei Hunde zurück. Von Anfang an daher nur mit einer sehr geringen genetischen
Varianz ausgestattet, ist diese im Laufe der Generationen noch geringer geworden. Die Folgen sind sichtbar.
Nicht nur eine Reihe von schwerwiegenden Autoimmunerkrankungen wie Pemphigus, SLO (Symmetrische Lupoide Onchodystrophie), SLE (Systemischer Lupus Erythematodes), Myastenia Gravis, hämolytische
Anämie, Polyarthritis und Vaskulitits sind in der Rasse bekannt, auch andere genetische Erkrankungen wie Cystinurie, Hyperkeratose der Pfotenballen, Epilepsie und Katarakte treten bei
Hunden dieser Rasse einzeln oder in Kombination auf."
Je grösser die genetische Varianz eines Hundes ist, desto besser kann der Organismus funktionieren und sich auf innere und äussere wechselnde Bedingungen einstellen.
Nun wissen wir, dass beim Kromfohrländer ein grosser Verlust der genetischen Varianz vorliegt. Der Kromfohrländer hatte bereits einen sehr schweren Start punkto Gen-Diversität, während den Jahrzehnten der Zucht und der auftretenden Inzuchtdepression wurde die Genvielfalt noch schlechter.
Genverluste in geschlossenen Populationen kann man nicht wieder rückgängig machen. Was verloren ist, bleibt verloren.
Das Einkreuzprojekt des Vereins für Rauhaarige Kromfohrländer e.V. / VRK hat zum Ziel, wieder eine grössere Genvielfalt in die Rasse zu bringen.
Frau Sommerfeld-Stur benennt in Ihrem Buch auch explizit das Projekt des VRK und bemerkt, dass durch dieses Einkreuzungsprojekt "eine nach-haltigere Erweiterung der genetischen Varianz zu
erwarten ist".
Dass die Chirsgarten Kromis - Kromfohrländer aus dem VRK-Einkreuzprojekt - genetisch aufgefrischt sind, weiss ich. Es ist dennoch schön, dies auch schwarz auf weiss und anschaulich vor Augen zu haben.
Ich darf Beispiele zeigen für die genetische Diversität bei den Chirsgarten-Kromis. Als Grundlage dient die Auswertung des finnischen Labors Genoscoper - hier der Gentest "MyDogDNA".
Er weist (u.a.) die genetische Diversität für jeden getesteten Hund aus.
Als Basis zum Verständnis hier die Angabe für den reinrassigen Kromfohr-länder FCI gemäss Genoscoper.
Die Rasse der Kromfohrländer hat eine genetische Diversität von 25,9% (Stand 13. Mai 2018).
Der durchschnittliche Rassehund zeigt einen Wert von 33,8% auf, der Durchschnitts-Mischlings-Hund erreicht 44,2%.
Schon im Vergleich vom Kromfohrländer zum Ø Rassehund wird klar, dass der Kromfohrländer massiv schlechter abschneidet, seine Genvielfalt ist kleiner als die des
Ø Rassehundes.
Wie schaut es jetzt bei den Chirsgarten-Kromis aus?
Das Einkreuzprojekt des VRK ist auf starke Flexibilität ausgelegt, was das Rückkreuzen betrifft. Die Einkreuzungen werden mehrfach vorgenommen und der Kromfohrländeranteil sollte auch beim
jeweiligen Hund nicht zu hoch sein, damit man nicht zu schnell wieder bei der alten Problematik landet.
Wurzel, die Mutter aller drei Würfe aus dem Chirsgarten und eine F3-Hündin, hat eine genetische Diversität von 38,9%!
Sie erreicht einen Wert, welcher 13% über dem Wert der Kromfohrländer liegt und sie ist auch besser genetisch aufgefrischt als der Ø-Rassehund.
Hier einige Beispiele aus meinen Würfen - A, B und C.
Die ersten beiden Würfe haben einen Kromianteil von knapp über 30%,
der C-Wurf erreicht gut 56%.
Beim Lesen der Grafiken denken Sie bitte immer an die 25,9% der Reinrassigen - und damit vergleichen sie bitte die Werte der VRK Einkreuz-Kromfohrländer aus meinem Zwinger...
Man sieht, Werte zwischen 38,1% und 45,5% bei den Chirsgarten-Kromis...
Die Auswertung von Tuba, meinem reinrassigen Kromfohrländer zeigt ein klar anderes Bild. Er erreicht 28,6%, ist also genetisch gesehen leicht besser aufgestellt als der Ø
Kromfohrländer.
Im Vergleich zu den Chirsgarten-Kromis ist er aber deutlichst schlechter genetisch "bestückt".
Klare wissenschaftlich abgesicherte Nachweise liegen nun also vor für das Funktionieren des VRK-Einzucht-Konzepts - die Genvielfalt muss erhöht werden und man sieht anhand der Grafiken deutlich - das Ziel wird erreicht.
Dass man beim Einkreuzen auch den Phänotyp des Kromfohrländers im Auge haben muss, ist selbsterklärend.
Klicken sie sich durch die Seiten meiner Website und schauen Sie sich die Chirsgarten-Kromis an - alle sind bärtig, einige mit zu dunklem Fell, aber im grossen Masse entsprechen sie alle dem
Kromi-Standard.
Und das Wesen? Es finden sich viele Beschreibungen bei den jeweiligen Unterseiten der Chirsgarten-Kromis. Sie sind alle sehr kromitypisch, mit einer hohen Sensibilität, aber sie stehen dennoch
mit allen vier Beinen auf dem Boden der Hunde-Welt... geerdet und doch sensibel...
Wichtig zu bemerken ist - die genetische Vielfalt ist kein alleiniges Heilmittel und auch keine 100% Versicherung für Krankheiten.
Aber - ein Hund mit einer hohen genetischen Vielfalt - hat bessere Aussichten, mit den gesundheitlichen Problemen, die auf ihn einwirken können, fertig zu werden.
Die Auswertungen meiner "Woodies" freuen mich sehr und machen Mut für Künftiges!
Am 27. Januar 2019 kam der A-Wurf von der Bijouterie Chlinau zur Welt.
Auch dort konnten wir die Gentests per Ende April auswerten, eine Detailanalyse für diesen Wurf findet sich auf der Website der Bijouterie Chlinau.
Wer sich noch mehr ins Thema vertiefen will, dem empfehle ich die Website von Prof. Dr. Irene Sommerfeld-Stur. Sie hat viele sehr gut verständliche Artikel zum Thema Genetik veröffentlicht.
Das Thema genetische Varianz wird hier von ihr sehr anschaulich
erklärt.
Ihr Buch "Rassehundezucht" kann ich auch jedem Interessierten ans Herz legen.
Und hier noch der Link zum VRK, für die, die mehr über den ältesten Kromfohrländer-Verein mit einem ausschliesslichen Einkreuzprojekt lesen möchten.