Schau mir in die Augen, Kleines...

unsere Erfahrungen mit der Katarakt

 

 

Grauer Star? Ja klar, die Erkrankung kennen die meisten.

Diese Augenerkrankung ist beim Menschen weit verbreitet, fast jeder hat Bekannte oder Familienangehörige, die diese OP schon hatten. Der graue Star oder die Katarakt kommt auch beim Hund vor. Beim Kromfohrländer insbesondere, ist die Katarakt in der hereditären Form klar manifest in der Rasse.

 

Die Linse wird oft trübe, das Sehvermögen ist wenig bis sehr beeinträchtigt. Das Auge kann auch blind werden, wenn die Linse komplett eintrübt.

 

Das Tückische an der Erkrankung ist, dass man eine Katarakt meist nicht von blossem Auge erkennen kann. Nicht immer liegt eine Eintrübung der Linse vor, wenn es sich um die hereditäre Katarakt (die erbliche Form) handelt. Die kann mit einer Linseneintrübung einher gehen, muss aber nicht.

 

Ebenso ist nicht jede Linseneintrübung eine Katarakt. Nur der Tier-Augenfach-arzt hat die notwendigen Instrumente und das Wissen, um hier eine zweifelsfreie Diagnose zu stellen. Oft gehört zur Anamnese auch noch eine Ultraschalluntersuchung des Auges dazu.

 

Sehr pragmatisch denkende Hundebesitzer könnten denken: na gut, dann wird er halt auf einem Auge blind, Hunde können damit umgehen. Nein, dieses Denken ist fatal.

 

Die Trübung der Linse wird nicht nur zur Einschränkung des Sehvermögens oder zur totalen Blindheit führen, es kommt auch zu Entzündungen im Augeninneren.


Nach klarer Abklärung und sicherer Diagnose empfiehlt sich daher oft eine Augen-OP, bei der die getrübte Linse durch eine Kunstlinse ausgetauscht wird. Der Hund hat so sehr gute Chancen auf eine Wiedererlangung des Sehvermögens.

 

Am 5. August 2019 am späten Nachmittag bemerkte ich, dass die Linse bei Candis' rechtem Auge trüb ist. Ich "scanne" meine Hunde täglich und mir fallen Kleinigkeiten schnell auf.

Ich hatte am Sonntag auch noch Fotos gemacht, auch in Innenräumen, und da waren beide Augen klar. So etwas Merkwürdiges!

 

Ich hatte dann sofort einen Termin bei meinem Tierarzt ausgemacht, für den 7. August vormittags. Sicherheitshalber, wissend, dass der Haustierarzt keine Spezialinstrumente hat, versuchte ich, einen Termin bei einem Augenfacharzt ECVO zu bekommen.  Ein fast aussichtsloses Unterfangen, es gibt nur wenige solcher Aerzte in der Schweiz. Sie sind meist Wochen im voraus ausgebucht und jetzt war ausgerechnet noch Ferienzeit, zwei Aerzte waren zudem noch auf Weiterbildungen. Mit Glück konnte ich einen Termin für den 13. August ausmachen, zur Absicherung.

 

Dies war auch nötig, denn meine Tierärztin konnte keine klare Diagnose stellen. Ich wies daraufhin, für mich sähe das Auge aus, wie eines mit Katarakt - aber der kommt doch normalerweise nicht über Nacht...

Ich war in dieser Woche 3x in meiner Hausarztpraxis, Candis konnte am 9. August das Auge auch nicht mehr aufmachen, alles sehr ungemütlich. Ich war froh, dass ich bereits für den 13. August einen Termin hatte, auch meine Tierärztin konnte mit all ihren Möglichkeiten keinen schnelleren Termin erreichen.

 

So fuhren wir am 13. August in die Klinik und der Befund war schnell da - einseitige Katarakt. Ganz klar. Die so schnelle Eintrübung konnte sich die Aerztin auch nicht erklären. Nicht jede Katarakt hat eine Eintrübung. Aber wenn es eine Eintrübung gibt, dann kommt die nicht innert Stunden. Wir werden die Hintergründe nie zweifelsfrei wissen - es ist nun mal, wie es ist Katarkt.

 

Trauma hat Candis keines erlitten, auch sonst gibt es keine Erklärung für ihre Katarakt. Es muss also mutmasslich von der hereditären Form ausgegangen werden.

 

Ein Gedanke meinerseits: Candis wurde Ende Juli auf Leptospirose geimpft. Ein Zusammenhang mit der Impfung kann nicht bewiesen werden, der Gedanke drängt sich mir aber trotzdem auf. Aber die Ursachenforschung bringt uns nicht weiter, wir brauchen eine Lösung für Candis.

 

Dass wir die OP machen möchten - die trübe Linse wird entfernt und eine Kunstlinse wird eingesetzt, das war schnell klar.

Die Aerztin riet uns auch eindeutig zur OP. Candis ist noch jung, gesund und sie hat gute Chancen, so das Augenlicht zu behalten auf der rechten Seite.

 

 

 

 

Eigentlich hätten wir die OP gerne rasch hinter uns gebracht. In drei Tagen aber stand unser Dänemark Urlaub an. Wunderbar natürlich, aber jetzt blöd, denn wir müssen die Zeit bis zur OP überbrücken.

Ausgerüstet mit verschiedenen Sorten Augentropfen, Tabletten und Spüllösung (falls Sand in die Augen kommt), fuhren wir in die Ferien. Das Warten auf die OP war schwierig und doch konnten wir nichts machen. Also hatten wir uns vorgenommen, die Ferien zu geniessen - das gelang uns auch.

 

 

Für den 10. September war eine Ultraschalluntersuchung in der Klinik vereinbart worden. Diese Untersuchung ist nötig, damit eine Netzhautablösung ausgeschlossen werden kann. Dann wäre eine OP sinnlos... Candis war sehr! brav bei der Untersuchung. Sehr aufgeregt zwar, aber sie liess alles mit sich machen.

Erst gab es Tropfen, um die Hornhaut unempfindlich zu machen, dann das bekannte Ultraschallgel direkt aufs offene Auge und dann wurde das Auge mit dem aufgelegten Schallkopf untersucht. Ich habe Candis gehalten und der Radiologe konnte in aller Ruhe gucken. Wir waren froh um den Bescheid, der Weg zur OP war frei.

 

Für den 17. September war die OP angesagt, morgens um 9 Uhr sollten wir da sein. Man schläft schlecht vor solch angesagten Terminen und der Stress ist für Zwei- und Vierbeiner gross. Candis wurde nochmals genau untersucht und bei der Sedierung konnte ich dabei sein, das war mir wichtig.

Die Aerztin rief mich dann nach der OP an, es sei alles gut verlaufen und Candis sei auch bereits wieder wach nach der Narkose. Abholen konnte ich die kleine Maus aber trotzdem erst um 16.30 Uhr.

 

Es kam seltenst schon vor, dass einige Stunden nach der Katarakt OP der Augeninnendruck gestiegen ist. Wenn das passiert, beginnt sich die Netzhaut abzulösen, der Hund wird blind. Um den Augeninnendruck zu kontrollieren, muss mehrfach nach der OP gemessen werden, wenn alles ok ist, kann der Hund entlassen werden.


Wir brachten also Candis in die Klinik am Morgen, fuhr dann wieder heim und warteten - erst aufs Telefonat der Aerztin und dann darauf, dass wir Candis abholen konnten. Wurzel und ich machten einen Spaziergang zu zweit, komisch für uns beide...

 

Warten, bis es endlich 16.30 Uhr wird...

 

Bei Candis war nun alles gut verlaufen und so konnte ich sie dann überglücklich um kurz vor 17 Uhr wieder abholen.

Die Aerztin meinte, beim kleinen 3mm Schnitt hätte Candis stärker geblutet, als sie das normalerweise von den Hunden kennt.

Ja - sehr gut erklärbar, denn als HOMM (homotygoter Merkmalsträger) für das von Willebrand Syndrom hat Candis eine schlechtere Blutgerinnung als ein gesunder Hund. Wir hatten diese Thematik im Vorfeld der OP besprochen und die Aerztin konnte sich darauf achten und Massnahmen treffen.

 

Ich war sehr froh drum, dass mir eine Kromifreundin einen weichen Filz OP Kragen ausgeliehen hatte.

Candis hat ab dem 17.9. für zwei Wochen 24 Std täglich Kragen-tragpflicht und der starre Plastikkragen ist gänzlich störend für so eine lange Zeit.

 

 

An den grünen Blümchenkragen hat sie sich schnell gewöhnt, er ist das kleinste Uebel.

Sie schaut jetzt aus wie ein kleines Grammophon.. ;-)

Der Kragen ist genial, der Hund kann sich damit auch bequem hinlegen, er ist dann wie ein kleines Kissen...

 

Die ersten 36 Stunden post-operativ war Candis noch ziemlich beduselt. Sie bekommt Cortison (Rimadyl ist bei vW kontraindiziert) und Antibiotika und zwei Sorten Augentropfen. Das alles ist viel Chemie für so ein kleines Kromimädel und schlaucht ganz schön...

 

 

Die Müdigkeit wich nur langsam. Am Freitag, also am dritten Tag nach der OP, fanden wir sie endlich wacher und auch fröhlicher.

 

Am 24. September hatten wir den Termin für die Erst-Kontrolle nach der OP. Wir waren gespannt.

 

Hier ein Foto vom 23. September 2019.

 

Die Schwellung ist deutlich zurückgegangen und auch der Bluterguss ist fast weg..

 

24. September 2019

 

Die heutige Nachkontrolle war erfreulich - die Heilung läuft wunschgemäss. Die Sicht auf die Netzhaut ist klar und frei, die Linse sitzt richtig, die äusseren Fäden sind nicht entzündet. Die inneren Fäden lösen sich langsam auf, das dauert bei jedem Hund unterschiedlich lang. Die Tränenflüssigkeit, die vermehrt den Augenbereich nässt, war oft sehr rötlich. Nein, das ist kein Blut, das Tränensekret oxidiert. Daher die Verfärbung. Alles gut zu wissen.

Auch der Augeninnendruck wurde gemessen, alles prima. Candis war froh, als sie merkte, dass sie heute gleich wieder mit heim kann... Sie hat sich sogar ein Goodie abgeholt bei der Aerztin, dann aber bitte schnell wieder ins Auto... man weiss ja nie, was den Zweibeinern noch einfällt...

 

Die Antibiotikatabletten können wir heute absetzen, das Cortison reduzieren und auch die einen Augentropfen können weggelassen werden. So bleibt uns eine morgendliche Dosis Cortison und 3x täglich Augentropfen, welche entzündungshemmend und antibiotisch sind.

 

Am 1. Oktober werden diese Tropfen dann ausgewechselt gegen Tropfen ohne Antibiotika.

 

Die nächste postoperative Kontrolle haben wir in 2 Wochen.

 

eine Mutter ist immer im Dienst und Wurzel nimmt ihre Aufgabe sehr ernst...
eine Mutter ist immer im Dienst und Wurzel nimmt ihre Aufgabe sehr ernst...

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8. Oktober 2019

 

Heute ist der zweite postoperative Kontrolltermin in der Klinik. Die Fachärztin ist sehr zufrieden mit dem Heilungsprozess. Die kleine Rötung, die noch sichtbar ist, ist den inneren Fäden geschuldet. Diese werden sich aber bald ganz auflösen, dann ist das kein Problem mehr.

 

Die Naht am Lidrand ist auch schön verheilt, sie zieht die Fäden. Candis lässt das bravourös über sich ergehen.

 

Die Netzhaut schaut klar aus, auch innen im Auge. Der Bereich, der uns verschlossen bleibt, aber für die Aerztin mit ihren Instrumenten sichtbar ist: - alles prima.

 

Der Augeninnendruck soll noch gemessen werden. Auch das sehr wichtig...

 

Im Moment des Einschaltens gibt das Messinstrument den Geist auf. Da es nur mit Spezialbatterien läuft und diese nicht vorrätig sind, organisiert die Aerztin ein anderes Messinstrument. Dieses funktioniert anders und macht dazu noch Töne. Ja wunderbar... grrrr....

 

Die Augeninnendruckmessung macht Candis mit dem "normalen" Instrument mit links, das neue, ähnlich einer Radarpistole, findet sie berechtigterweise merkwürdig.

Und einen winzigen Sekundenbruchteil vor der Messung macht das Gerät Töne - wer das erfunden hat, hat nicht an die vierbeinigen Patienten gedacht.
Auch unsere Aerztin findet das Gerät doof, es ist sehr wählerisch mit der Distanz zum Auge, es generiert Fehlermeldung um Fehlermeldung. Unsere Aerztin weiss schon, warum sie lieber mit dem anderen Modell arbeitet...

 

Nun denn,  nach dem ca. 20. Messversuch haben wir dann endlich einen Wert. Er ist leicht höher als beim letzten Mal.

Das neue Gerät ist aber bekannt für leicht höhere Messwerte und zudem war der Stresslevel für Candis jetzt deutlich erhöht. Die letzte Messung ging ratzfatz innert 2 Sekunden. Hier war jetzt ein Rumprobieren und das gibt Stress und Stress erhöht den Augeninnendruck. Interessant zu wissen! Aber wir sind immer noch im guten Bereich. Alles OK also.

 

Die Augentropfen ohne Antibiotika geben wir weiterhin für 2 Wochen, nun noch 2x täglich. Das Cortison schleichen wir jetzt final mit einigen Gaben von einer 1/4 Tablette aus.

 

Was mich auch sehr wichtig dünkt: so eine Katarakt OP tönt easy, ist aber de facto eine OP an einem Organ... das muss man sich bewusst sein. Die Aerztin war ganz klar in ihrer Aussage.
Das Immunsystem reagiert bei Eingriffen solcher Art mit einer erhöhten Aktivität und mit "impulsiven" Reaktionen. Gerade bei unserer Rasse, die soviele Auto Immune Erkrankungen kennt, kann das doppelt schwierig sein, sprich ein Auslöser für ein auto immunes Geschehen.

Die Heilung scheint jetzt von aussen schon fast abgeschlossen, Viren und Bakterien können aber über die noch nicht ganz verheilten Stellen im Auge eindringen. Es braucht Zeit und Geduld, bis alles wirklich wieder dicht ist, bis die normale "Barriere" wieder geschlossen ist.

 

08. Oktober:

die Naht am Lidrand ist schön verheilt.

 

Nun, wo die Fäden weg sind, sieht man fast nichts mehr äusserlich...

 

Innen drin ist es noch nicht vollständig geheilt.

 

Also weiterhin: ganz streng mit den Tropfen arbeiten, Candis noch schonen, Hundekontakte meiden (Infektionsgefahr) und ihr einfach Zeit lassen. Stresslevel niedrig halten...

 

Wurzel weiss genau, wie sowas geht... ;-)

 

 

Nächster Check: in vier Wochen...

 

wir werden berichten...

 

 

6. November 2019

 

Heute steht ein weiterer Termin in der Klinik an. Die Aerztin ist sehr zufrieden, es schaut alles tip top aus. Candis macht alles brav mit und heute können wir gottseidank den Augeninnendruck wieder mit dem alten Gerät messen, zack und das wars - schnell und einfach. Der Augeninnendruck ist auch prima.

 

Unsere Aerztin macht uns noch einmal darauf aufmerksam, dass es wichtig ist, dass uns bewusst ist, dass die Blut-Kammerwasser-Schranke noch nicht wieder vollständig dicht ist. Das Auge ist ein Organ, welches durch einen Schnitt "verletzt" worden ist, das dauert, bis die Narbe vollständig geschlossen ist.

Das ist auch beim Menschen so, auch hier ist es vielen nicht bewusst. Wir sollen weiterhin achtsam sein, wenn man Dreck und Schmutz vermeiden kann, sollte man das tun. Ebenso der Kontakt mit anderen Hunden, die Infektionsgefahr ist einfach noch da.

Bis Ende Februar 2020 ist das erfahrungsgemäss noch so.

 

Die Augentropfen können wir auf eine tägliche Gabe reduzieren, 1 Tropfen gibts für die nächsten 4 Monate noch jeden Tag.

 

Im November 2020 haben wir den nächsten Check-Termin, wir hoffen, dass bis dahin alles unverändert gut bleibt und ist.

 

 

 

Ergänzende Links:

 

Hier gibts die tollen Kragen - Bloomy Tier Schutzkragen

 

Informationen zu Augenerkrankungen und allgemein zum Tierauge